Von Kindern lernen
Erwachsene können vieles von Kindern lernen. In der Welt der Erwachsenen sind Kinder nicht immer willkommen. Sie möchten Aufmerksamkeit, können nicht lang still sitzen und wollen oft gerade dann Ansprache und Antworten, wenn es den Erwachsenen unangenehm ist. Das ist nicht erst eine Erscheinung unserer Zeit, sondern ist scheinbar schon immer so gewesen.
Wenn Jesus mit seinen Jüngern in ein Dorf kam, waren schnell viele Menschen zur Stelle. Da kamen Menschen, die von seinen Reden und seinen Wunderheilungen berührt waren und ebenso gab es welche, denen sein Reden und Handeln überhaupt nicht passte. Viele Schriftgelehrte fühlten sich auf den Schlips getreten, weil er so ganz anders redete als sie. Wo kämen wir denn hin, wenn da jeder kommen und über Gottes Reich reden könnte. Noch dazu ohne nachweisliche theologische Ausbildung. So wurde er immer wieder in Streitgespräche verwickelt. Den, theologisch nicht gebildeten, Laien war das egal. Sie hatten gehört, wie er Kranke geheilt hatte. Man sagte auch, dass er bei einer Hochzeit Wasser zu Wein machte und so den Bräutigam aus einer peinlichen Situation rettete. Es gab auch viele, die davon erzählten, dass er nach einer langen Ansprache über 5000 Menschen zu einer Gratisjause einlud. Sie wussten zwar nicht, wie das möglich war, aber sie wurden alle satt. Im ganzen Land gab es Gerüchte über diesen Wunderheiler und alle wollten ihn sehen. Sie hatten von seinen Wundern gehört und wer krank war, hoffte auf Heilung durch ihn. Viele Menschen hielten Jesus für einen Propheten und erhofften sich durch ihn einen besonderen Segen.
Als Jesus wieder einmal in einer heißen Diskussion mit Gelehrten war, brachten Eltern ihre Kinder, damit er sie anrührte und sie segnete. Die Jünger, die ihn begleiteten, wollten das verhindern, weil sie der Meinung waren, es wäre ihre Aufgabe, lästige Anliegen von ihm fern zu halten. Sie wollten bestimmen, wer Zugang zu ihrem Meister habe und wer nicht. Sie fühlten sich vielleicht schon ein bisschen als die Minister seines kommenden Reiches und kamen sich wichtig vor. Irgendwer musste ja auf Ordnung schauen. Eine Kindersegnung passte nicht in ihren Tagesplan. Ihr Meister hatte jetzt Wichtigeres zu tun.
Unterschiedliche Sichtweisen
Als Jesus ihr Verhalten sieht, wird er ungehalten. Er weist seine Jünger zurecht und sagt: „Lasst die Kinder zu mir kommen! Hindert sie nicht daran! Denn gerade für solche wie sie ist das Reich Gottes. Ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht wie ein Kind annimmt, wird nicht hineinkommen.“ (Die Bibel (NGÜ), Markus-Evangelium, Kapitel 10, Verse 14 bis 15)
Was können Kinder mitbringen, was Erwachsene von Kindern lernen können, damit sie uns als Vorbilder gelten sollen, um ins Himmelreich zu kommen? Eigentlich nichts. Sie können noch keine Leistung bringen, sie können sich nur etwas schenken lassen. Sie haben auch die Offenheit und die Bereitschaft, Geschenke anzunehmen. Kinder haben keine Vorbehalte und hegen kein Misstrauen gegenüber dem Schenker oder dem Geschenk. Sie freuen sich einfach darüber und nehmen es an.
In welcher Rolle finden wir uns am ehesten in dieser Geschichte? Wer ist uns näher? Die Jünger, die Eltern der Kinder oder die Kinder?
Die Jünger wollten nach bestem Wissen regeln, wer Zugang zu Jesus hat. Gibt es in unserem Leben eine ähnliche Denkweise, dass wir bestimmen wollen, wer Zugang zu Jesus hat und wer nicht. Sind wir selber einmal von solchen Ordnungswächtern beurteilt worden oder verstellen wir durch unser Verhalten selber anderen den Weg zu Jesus?
Die Eltern wollten für ihre Kinder einen Segen erbitten und wurden abgewimmelt. Hast du einmal die Erfahrung gemacht, abgewimmelt worden zu sein? Wie war das für dich?
Die Jünger haben es gut gemeint, aber Jesus hat hier eine völlig andere Sicht. Er möchte, dass alle einen freien Zugang zu seinem Segen haben. Gerade auch diejenigen, die nichts mitbringen können.
Brigitte Malzner ist Diplom Lebens- und Sozialberaterin, www.coachingteam.info
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