Wozu eine Bedienungsanleitung?

 

Beim Kauf eines neuen Gerätes scheint es zwei Sorten von Menschen zu geben. Die einen packen das Gerät aus und probieren solange, bis es läuft. Die anderen nehmen die Bedienungsanleitung zur Hand und gehen diese Schritt für Schritt durch.

Bei einfachen Geräten hat sich die Methode des Herumprobierens als sehr effizient erwiesen. Nachdem viele Menschen ungern eine langwierige Bedienungsanleitung lesen wollen, versuchen manche Hersteller ihre Geräte möglichst intuitiv über Symbole bedienbar zu machen. Das klappt ganz gut, solange der Sinn der Symbole erkennbar ist. Bei der Kaffeemaschine läuft meist nach einigen Fehlversuchen dann doch der gewünschte Kaffee in die Tasse. Bei hochkomplexen Systemen, wie zum Beispiel einem Passagierflugzeug funktioniert diese Methode nicht mehr. Die 400 Passagiere eines Jumbojets müssen sich darauf verlassen können, dass die Piloten exakt nach Plan vorgehen, damit sie sicher ankommen.

Der Mensch als Wesen mit Körper, Seele und Geist, ist das komplexeste Wesen auf unserem Planeten. Gott, der Schöpfer hat den Menschen als Mann und Frau geschaffen. Sie sollten sich ergänzen, unterstützen und gemeinsam Gottes Ebenbild sein. Leider leben wir heute nicht mehr im Paradies und viele Paare scheitern an der Ergänzung und der gegenseitigen Unterstützung. Von der göttlichen Ebenbildlichkeit ist nicht viel zu sehen.

Viele versuchen nach einer gescheiterten Beziehung einen oder mehrere Neustarts mit anderen Partnern, ohne jemals einen Blick in die Bedienungsanleitung zu werfen, wo grundliegende Dinge der Beziehungsgestaltung stehen.

Die Bibel beschreibt in Genesis Kapitel 2, Vers 24 wie der Schöpfer sich Beziehung zwischen Mann und Frau vorstellt. „Ein Mann wird Vater und Mutter verlassen um mit seiner Frau zu leben (hinwenden) und die beiden werden eins sein mit Leib und Seele“.

Gott gibt uns hier die Bedienungsanleitung für eine gesunde lebensfähige Partnerschaft, die ein Leben lang dauern soll.

  1. Verlassen: Unsere Wurzeln finden wir in unserer Familie. Sie trug einen großen Teil dazu bei, dass wir so wurden wie wir sind. Um sich einem anderen Menschen von ganzem Herzen zuwenden zu können und eine stabile, gesunde Partnerschaft fürs Leben eingehen zu können, müssen wir uns in gesunder Weise von unseren Wurzeln abnabeln. Selbständig und eigenverantwortlich sein ist die Voraussetzung, um beziehungsfähig zu werden.
  2. Hinwenden: Ein Mensch, der für sich Verantwortung übernommen und persönliche Reife erlangt hat, weiß um seine Grenzen und ist bereit die Grenzen anderer zu respektieren.

Wenn sich zwei reife Menschen einander mit ganzem Herzen zuwenden, dann geschieht etwas Wunderbares. Diese beiden Menschen wachsen zusammen und bleiben doch eigenständige Persönlichkeiten, deren Grenzen gewahrt bleiben.  Zu einer stabilen wachstumsfähigen Beziehung gehört, dass wir den Partner als eigenständige Persönlichkeit mit seinen individuellen Bedürfnissen respektieren und fördern. Durch den offenen Austausch der jeweiligen Bedürfnisse und Entwicklung einer gemeinsamen Vision gelingt diese Hinwendung, ohne dass man einander verschlingt.

Hat einer oder beide Partner ungedeckte Bedürfnisse aus seiner Kindheit in die Ehe hineingetragen und erwartet, dass der Andere diese erfüllt, wird er den anderen überfordern. Wir dürfen nicht dem Irrtum verfallen, dass der Andere alle meine Bedürfnisse erfüllen kann.

Der Ausdruck der in der Bibel für „Hinwenden“ verwendet wird, kann auch mit „Zusammenkleben“ gedeutet werden. Damit entsteht eine feste unlösbare Verbindung. Bei jeder Trennung dieser geklebten Verbindung werden Beide großen Schaden erleiden. Trennung geht nicht ohne Schmerzen und Verletzungen.

  1. Ein Fleisch werden: Gott gab den Menschen eine Sehnsucht ins Herz, die sie gegenseitig anziehend machte. Die geschlechtliche Vereinigung und die Befriedigung daraus gibt uns eine Ahnung davon, was es bedeutet Ebenbild Gottes zu sein.

Dabei ist ein Fleisch sein nicht nur auf den körperlichen Aspekt beschränkt sondern umfasst den gesamten Menschen. Damit wird verständlich, dass wir Sex nicht isoliert als Mittel zur Glückserfahrung sehen dürfen. Die ganzheitliche Sichtweise erfordert nicht nur eine gesunde Einstellung zu meinem Körper und zu meiner Geschlechtlichkeit sondern auch ein respektvolles Umgehen mit der Persönlichkeit des Partners. Es braucht einen gegenseitigen wertschätzenden und liebevollen Umgang.

  1. Der spirituelle Aspekt: Die Erkenntnis, dass Gott den Menschen als sein Ebenbild schuf, ist eine besondere Herausforderung. Der Mensch ist das einzige Wesen auf der Erde, das in der Lage ist, aktiv mit seinem Schöpfer zu kommunizieren – mit ihm zu reden und auf ihn zu hören.

Nachdem durch eine unglückliche Entscheidung des Menschen der direkte Dialog mit Gott zerbrach, hat Gott der Vater seinen Sohn zu uns Menschen gesandt, damit für uns der Dialog mit dem Vater wieder möglich wird. Jesus Christus (und sonst niemand) wurde von Gott als Mittler zu uns eingesetzt. Durch Jesus will Gott wieder Heilung in verwundete, zerbrochene und kaputte Bereiche unseres Lebens bringen. Er will unsere Beziehung zu unserer Herkunftsfamilie heilen. Er will unsere Beziehung zum Partner heilen und segnen und er will mit jedem von uns eine Vater-Kind-Liebesbeziehung leben.

Diese vier Bereiche beeinflussen sich gegenseitig. Sie stehen in einer dauernden Wechselwirkung. Es ist nicht möglich, einen Bereich zu vernachlässigen oder auszuklammern ohne die anderen massiv zu beeinflussen. Das gesamte System wird daran leiden.

 

Helmut Malzner, Diplom Lebens- und Sozialberater, Supervisor, www.coachingteam.info

Dieser Artikel erschien in der Zeitschrift Ehe und Familien Bausteine Nr. 103. Sie können diese Zeitschrift kostenlos als pdf-Datei bekommen, wenn Sie sich beim Newsletter anmelden.

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