Beziehungsstress
Länger anhaltender Beziehungsstress ist wie ein Wurm im Apfel. Nach außen hin sieht er wunderschön aus. Rotbackig, knackig und gesund. Doch beim lustvollen Reinbeißen zeigte sich die Wahrheit. Ein dicker fetter Wurm hatte sich breitgemacht und tiefe Höhlen in das so saftige Fruchtfleisch gegraben. Das einzige, was er in den Gängen hinterließ, waren seine unansehnlichen Spuren. Igitt! Lange Zeit hing dieser Apfel am Baum, wuchs, reifte heran und versprach eine gute Ernte. Doch am Ende blieb nicht viel übrig.
Dieses Bild spiegelt den Verlauf vieler Paarbeziehungen wieder. Eine befruchtende Beziehung, ein miteinander Reifen und Wachsen, in der es viele schöne Momente gibt. Und dann scheint ein Parasit sich einzunisten, der vielleicht gar nicht wahrgenommen oder lange Zeit ignoriert wird. Eines Tages muss man feststellen, dass die Beziehung scheinbar unrettbar verfahren ist. Es ist der Wurm drinnen und hat die Ressourcen und die schönen Dinge aufgefressen.
Für manche Paare ist es eine bittere Erkenntnis, zu merken, dass nichts mehr geht. Da sind so viele Verletzungen passiert und so viele Kränkungen nicht aufgearbeitet worden, dass unüberwindliche Gräben entstanden sind.
So wie der Plantagenbesitzer weiß, dass er den Wurm bekämpfen muss, bevor er sich in den Apfel einnistet, so ist es für jede Beziehung wichtig, kleine Störungen rechtzeitig zu erkennen und zu bearbeiten, bevor die Beziehung nachhaltig geschädigt wird. Trennungen ohne Vorwarnungen gibt es nicht. Die Probleme in der Beziehung werden oft viel zu spät oder gar nicht wahrgenommen.
Es gibt Signale, die darauf hinweisen, dass an der Beziehung gearbeitet werden sollte:
- Schlechte Gespräche – die Kommunikation löst oft Kämpfe, Streit und Frust aus.
- Häufiges Nörgeln – über Dinge, die eigentlich Kleinigkeiten sind.
- Kaum Zweisamkeit – wenig gemeinsame Aktivitäten sowie wenig gemeinsam verbrachte Zeit.
- Unverständnis – das Gefühl, der Partner versteht mich nicht.
- Gleichgültigkeit – gegenüber den Sorgen und Problemen, aber auch gegenüber den Erfolgen des Partners.
Was kann der Apfel für den Wurm?
Neue Forschungen zeigen, dass eine der Hauptursachen für Beziehungsprobleme der Stress im Alltag ist und wie man in der Beziehung damit umgeht. Oft tauchen während einer Krise Fragen auf, wie: Habe ich den falschen Partner gewählt oder was ist an mir oder an uns Beiden falsch? Solche Fragen sind nicht geeignet, den Wurm zu bekämpfen und führen eher in die Sackgasse. Es ist nicht grundsätzlich etwas falsch an Ihnen oder Ihrem Partner. Denn ohne den Wurm wäre es ja eine wunderbare Beziehung. Was kann der Apfel dafür, dass sich ein Wurm eingenistet hat? Gegen das Einnisten von Parasiten kann und soll man etwas tun! Sorgen Sie dafür, dass sich der Wurm, der Alltags-Stress, sich nicht in Ihrer Beziehung festfressen kann.
Nur wenn es in der Beziehung ein starkes „Wir“ gibt, kann ein Paar Zweisamkeit und Geborgenheit erleben. Das „Wir“ bildet die Grundlage für eine gute Beziehung.
Maßnahmen gegen Beziehungsstress in der Partnerschaft
Bauen Sie Abwehrkräfte gegen Stress auf. Regelmäßige „Erholungs-Inseln“ und Freude im Alltag verhindern, dass wir im Stress untergehen. Ideen dazu:
- Soziale Aktivitäten – mit Freunden treffen, Spieleabende, gemeinsam Kochen
- Kulturelle Aktivitäten – Lesen, Musik hören, Theater, Kino, Reisen
- Körperliche Aktivitäten – Sport, Spaziergänge, Wanderungen, Wohnung umgestalten
- Kreative Aktivitäten – Malen, musizieren, schreiben, basteln, tanzen
- Regelmäßige Entspannung – ein Bad nehmen, meditieren, Massagen, eine Wohlfühl-Atmosphäre zu Hause schaffen
- Bequeme Aktivitäten – Fernsehen, Sauna, Nickerchen machen, ein Buch lesen
Emotionale Zugänge schaffen
Erzählen Sie Ihrem Partner, was Sie wirklich beschäftigt. So bleiben Sie einander emotional nah und bekommen die Unterstützung, die Ihnen weiterhilft. Jedes Problem hat einen emotionalen und einen sachlichen Inhalt. Viele Menschen meinen, gute Ratschläge und Lösungen anbieten zu müssen, wenn sie von einem Problem hören. Oft sind gut gemeinte Trostworte oder vorschnelle Lösungen jedoch genau das falsche Mittel und richten mehr Schaden an als sie helfen. Sätze wie: „Das ist doch gar nicht so schlimm.“ oder „Ich würde das so und so machen.“ signalisieren dem Ratsuchenden, dass sein Problem keines ist und er nur zu dumm ist, selber eine gute Lösung zu finden. Dadurch werden gut gemeinte Worte in einer belasteten Situation zu einer weiteren Ohrfeige.
Die beste Unterstützung für den Partner sind zuhören und Verständnis zeigen.
Hilfreiches Verhalten bei Beziehungsstress in der Partnerschaft:
- Zuhören und Interesse signalisieren
- Offene Fragen stellen: Was ist passiert? Wie ging es Dir dabei?
- Verständnis zeigen
- In den Arm nehmen, halten, Zuwendung geben
Trost geben, heißt: Ich bin für dich da, auch wenn ich dein Problem nicht oder nur teilweise verstehe.
Förderndes Verhalten für Beziehungsstress:
- Das Problem ignorieren.
- Das Problem kleinreden, herunterspielen und nicht ernst nehmen.
- Sofort sachliche Hilfe und Ratschläge geben.
- Den Partner bzw. seinen Stress lächerlich machen und abwerten.
Empathisch Unterstützung geben
Wer Erfahrungen mit Missverständnissen gemacht hat, befürchtet oft, dass der Partner die Gefühlsreaktionen nicht verstehen wird. Doch das ist ein weiterer Schritt, sich emotional voreinander zu verschließen. Lassen Sie die Schilderung des Partners auf sich wirken und achten Sie wertschätzend auf die damit verbundenen Emotionen. So können Sie nachempfinden, wie sich der andere fühlt. Das mag auf den ersten Blick schwierig sein, als auf der sachlichen Ebene zu bleiben und Ratschläge zu geben. Für die Beziehung bringt es tiefe emotionale Begegnungen, die Nähe, Intimität und Verbundenheit schaffen.
Brigitte Malzner,
Diplom Lebens- und Sozialberater, Coach, www.coachingteam.info
Dieser Artikel erschien in der Zeitschrift Ehe und Familien Bausteine Nr. 101. Sie können diese Zeitschrift kostenlos als pdf-Datei bekommen, wenn Sie sich beim Newsletter anmelden.
Quelle: Einfach glücklich, Das Geheimnis einer erfüllten Partnerschaft und starken Beziehung, Autoren: Bodemann und Fux, ISBN: 978 3 86851 152 9
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