Vom Frosch zum Prinz
Märchen halten uns manchmal einen Spiegel vor, der uns zeigen soll, wie wir leben. In Sachen Liebe gehen bei vielen Menschen beim Anblick eines Frosches die Gedanken zu den Gebrüder Grimm. Jeder darf sich dabei selber in seiner Rolle entdecken.
Auf den Tischen beim Frauenfrühstück war als Deko je ein Froschpärchen. Beide trugen Kronen auf dem Kopf, hatten aber keinen Blickkontakt, weil sie einander den Rücken zuwandten. Man gab mir nach dem Vortrag solch ein Paar mit nach Hause. Und während ich es betrachte, frage ich mich: Verhalte ich mich manchmal nicht auch wie ein Frosch, drehe dem anderen den Rücken zu, fühle mich besser als er, habe noch nicht entdeckt, dass sich im anderen ein König verbirgt?
Ich las das Märchen der Gebrüder Grimm. Da fällt der Königstochter ihre goldene Kugel in den Brunnen. Ein Frosch bietet ihr an, die Kugel aus der Tiefe zu holen mit der Bedingung, danach in ihrer Gesellschaft bleiben zu dürfen. Die Königstochter sagt zu und bekommt die Kugel zurück. Den Frosch aber will sie nicht belohnen. Ihr Vater, der König, erinnert sie an ihr Versprechen. Die Tochter muss fortan mit dem Frosch leben. Als dieser auch noch beansprucht, mit ihr im selben Bett zu schlafen, rastet sie endgültig aus und wirft den Frosch an die Wand. Zu ihrem Erstaunen verwandelt er sich in einen Prinzen. Und nun erzählt er von dem bösen Zauber, der ihn zum Frosch gemacht hat.
Was bedeutet dieses Märchen für meine Ehe? Man möchte die goldene Kugel, aber die damit verbundenen Unannehmlichkeiten will man nicht. Sich selbst findet man in Ordnung, den anderen versteht man nicht in seinen Eigenheiten und Bedürfnissen. Weiterlesen